Mikroplastik in der Umwelt durch Recycling

Dorit Zimmermann • Dez. 03, 2023

Mikroplastik in der Umwelt durch Recycling

Wissenschaftler aus Großbritannien haben neben dem Reifenabrieb, dem größten Emittenten von Mikroplastik in die Umwelt, einen weiteren Verursacher zu Tage gefördert: Recyclinganlagen. Laut einer Studie, die im „Journal of Harzardous Materials Advances“ veröffentlicht wurde, fallen beim Kunststoff-Recycling erhebliche Mengen an Mikroplastik an, die trotz effektiver Filter im Abwasser landen. Die Autoren der Studie gehen von bis zu zwei Millionen Tonnen pro Jahr aus. Untersucht wurden hochmoderne Anlagen in Großbritannien. Um festzustellen, wie viel Mikroplastik durch den Recyclingprozess ins Abwasser gelangt, haben die Wissenschaftler das Abwasser vor und nach der Einrichtung eines Filtersystems untersucht. Ohne Filter gelangten jährlich 2.933 Tonnen Mikroplastik ins Abwasser, danach waren es zwar deutlich weniger, aber immer noch 1.366 Tonnen. Das sind etwa 6 % des Kunststoffs, der in der Anlage recycelt wird.


Auch für die Angestellten von Recyclinganlagen stellt die Belastung durch Mikroplastik ein Problem dar: In der Luft rund um die Anlagen wurden hohe Konzentrationen an Mikroplastik nachgewiesen. 61 % der Partikel waren kleiner als zehn Mikrometer. In dieser Größe kann Kunststoff zu Atemwegserkrankungen z.B. Lungenentzündungen, führen.


Die Konsequenz aus dieser Entdeckung darf nun aber nicht sein, Kunststoffrecycling per se abzulehnen und die Kunststoffabfälle zusammen mit dem Restmüll zu verfeuern. Müllverbrennung erzeugt CO2 und erhebliche Mengen an Luftschadstoffen sowie giftige Schlacken, die bergmännisch deponiert werden müssen. Wir sollten daher dringend weniger Kunststoff produzieren, sodass die fossilen Rohstoffe und damit das klimaschädliche CO2 im Boden bleiben. Aktuell sieht es nicht nach einer Kehrtwende aus: Wurden in den 1950er Jahren knapp 1,5 Millionen Tonnen Plastik pro Jahr produziert sind es heute fast 400 Millionen Tonnen.


Kunststoffe für eine langfristige Nutzung sind dabei zwar weniger kritisch zu betrachten als Einwegverpackungen mit einer Lebensdauer von wenigen Minuten bis Stunden, aber auch sie werden nach wie vor zum größten Teil aus Erdöl hergestellt. Der Grund: Die Herstellung von Neuware aus fossilen Rohstoffen ist viel preisgünstiger als die Produktion von Rezyklat, nicht zuletzt deshalb, weil Erdöl zur stofflichen Verwertung nicht besteuert wird. Damit wird Neuplastik mit unseren Steuergeldern subventioniert.


Weder die Nutzung von Erdöl zur Herstellung von Neuplastik noch Kunststoffrecycling sind auf lange Sicht klimafreundliche Lösungen, vielmehr brauchen wir einen schrittweisen, aber konsequenten und zügigen Ausstieg aus dem Plastikzeitalter, in dem wir uns seit den 1970er Jahren bequem eingerichtet haben. „Mehrweg statt Einweg“ lautet eine der zentralen Forderungen für ein Leben im Rahmen der planetaren Grenzen: Es spart Rohstoffe, Energie, Wasser und CO2.


Quellen:



In Deutschland fielen 2021 fast 5,7 Mio. Tonnen Kunststoffabfälle an. 64 % davon wurden verbrannt.

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