Plastikmüll aus der Natur entsorgen – wichtiger denn je

Dorit Zimmermann • Feb. 21, 2021

Plastikmüll aus der Natur entsorgen – wichtiger denn je

Wissenschaftler der Universität Bern haben Auenböden in Schweizer Naturschutzgebieten auf Mikroplastik untersucht – mit alarmierenden Ergebnissen! In den obersten fünf Zentimetern der Auen befinden sind rund 50 Tonnen Mikroplastik, selbst in den entlegensten Berggebieten – ein Indiz, dass Mikroplastik über die Luft transportiert wird.
Bilder und Berichte von plastikverseuchten Weltmeeren und Binnenseen sind nichts Neues. Weitgehend unbekannt ist jedoch die Tatsache, dass auch Böden mit Mikrokunststoffen kontaminiert sind. Bisher fehlten Methoden, um die kleinsten Plastikteilchen im Erdreich messen und quantifizieren zu können. Die Forscher des Geographischen Instituts der Universität Bern haben deshalb eine Methode entwickelt und in der gesamten Schweiz 29 Auenböden untersucht.

Fast alle Naturschutzgebiete sind betroffen


Obwohl die ausgewählten Standorte in Naturschutzgebieten lagen, konnte in 90 % der Böden Mikroplastik nachgewiesen werden. Die Ergebnisse wurden im Journal «Environmental Science and Technology» publiziert.
Die höchsten Konzentrationen von Mikroplastik traten dort auf, wo auch sichtbarer Plastikmüll gefunden wurde. Hier entsteht Mikroplastik wahrscheinlich durch Zerkleinerung größerer Plastikteilen. Allerdings findet sich auch in vielen Böden ohne größere Plastikteile Mikroplastik. Dieses Mikroplastik ist äußerst fein (< 0,5 mm Durchmesser), unterscheidet sich in seiner Zusammensetzung von dem übrigen Plastikmüll und kommt auch in abgelegenen Berggebieten vor. Darüber hinaus konnten die Forscher einen Zusammenhang zwischen der Bevölkerung in dem Einzugsgebiet des Flusses, der durch die Aue fließt, und der Konzentration von Mikroplastik im Boden nachweisen: Je mehr Personen in dem Gebiet leben, desto stärker kontaminiert sind die Böden.


Auswirkungen auf Pflanzen und Nahrungskette


Über die genauen Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und die Bodenfruchtbarkeit, bzw., wie der Transport über Nutzpflanzen in die menschliche Nahrungskette im Detail vonstattengeht, ist bislang noch wenig bekannt. Man weiß lediglich, dass Regenwürmer, die Mikroplastik aufnehmen, daran sterben. Da sie im Boden wichtige Funktionen erfüllen, könnte dadurch auch die Bodenfruchtbarkeit beeinträchtigt werden.
Ferner wird davon ausgegangen, dass allein die Menge an Mikroplastik, die mit Klärschlämmen Jahr für Jahr in den Boden gelangt, größer ist, als die Menge, die in den Weltmeeren landet.
Hier besteht noch Forschungsbedarf. Eines ist jedoch klar: Plastik gehört nicht in die Natur und muss dort zeitnah entfernt werden. Insofern erfüllen die Plastikpaten eine wichtige Aufgabe zum Erhalt des Ökosystems sowie der Gesundheit von Pflanzen, Tieren und uns Menschen.


Quelle:
Scheurer, M. / Bigalke, M.: Microplastics in Swiss floodplain soils, Environmental Science and Technology, 2018, 52 (6), doi:10.1021/acs.est.7b06003

https://pubs.acs.org/doi/abs/10.1021/acs.est.7b06003

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