Ein deutliches Zeichen gegen den Verpackungs-Wahnsinn

Dorit Zimmermann • Aug. 15, 2021

Ein deutliches Zeichen gegen den Verpackungs-Wahnsinn 

Ab Januar 2022 will Tübingen als erste deutsche Stadt eine Verbrauchssteuer auf Einweg- Verpackungen einführen. Damit setzt Tübingen ein deutliches Zeichen gegen den Verpackungs-Wahnsinn. Konzerne, die Einweg-Verpackungen in Umlauf bringen, sollen künftig auch die Folgekosten tragen – ein überfälliger Schritt. Für jede Fast-food-Box fallen demnach ab Januar 50 Cent als Verbrauchssteuer an, die McDonald’s & Co zu entrichten haben. Damit wird es für die Konzerne deutlich teurer, Einweg-Verpackungen unters Volk zu bringen.


Für McDonald's geht es dabei um viel Geld: Allein im Jahr 2019 war der Großkonzern für mehr als 51.000 Tonnen Verpackungsabfälle verantwortlich. Müll, der nicht nur in den kommunalen Abfalltonnen, sondern auch in der Natur landet. Doch statt auf Mehrweg-Verpackungen zu setzen, hat McDonald's eine Klage auf Unterlassung der Verpackungssteuer erhoben. Damit will der Konzern verhindern, dass andere Städte dem Beispiel Tübingens folgen. Dies ist dem „Burgerriesen“ bereits 1998 gelungen, als die Stadt Kassel eine Verpackungssteuer einführen wollte. Das sollte dem milliardenschweren Konzern kein zweites Mal gelingen. Die Zeit ist reif, diejenigen, die den Verpackungsmüll zu verantworten haben, zur Kasse zu bitten.


Pro Stunde fallen allein in Deutschland rund 320.000 To-go-Becher sowie 800.000 Einweg-Essensboxen, -Teller und -Schalen als Abfall an. Über 40 Prozent des Straßenmülls in deutschen Städten besteht aus Fast-food-Verpackungen. Eine Verbrauchssteuer wäre ein erster Schritt, die Verursacher in die Pflicht zu nehmen. Noch viel besser wäre es allerdings, Einweg-Verpackungen ganz zu untersagen. Das EU-weite Verbot von Einwegplastik, das am 3. Juli 2021 in Kraft trat, war leider nur ein Tropfen auf den heißen Stein, zu viele Wegwerf-Verpackungen sind nach wie vor erlaubt. Durch die ständige Neuproduktion von Einweg-Verpackungen werden Ressourcen verschwendet, die Klimakrise verschärft und der öffentliche Raum zugemüllt. Allein die Entsorgung des Verpackungsmüll kostet die Städte und Gemeinden 720 Millionen Euro jährlich. Das ist ein Viertel der gesamten kommunalen Reinigungskosten. Aufgrund der Corona-Beschränkungen hat sich die Situation zusätzlich verschärft: So ist das Aufkommen von Plastik-Verpackungsmüll 2020 um sechs Prozent gestiegen. Grund dafür war in erster Linie der stark gewachsene To-go-Konsum von Speisen und Getränken.


Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat bereits in 130 deutschen Städten und Landkreisen, die den Klimanotstand ausgerufen haben, formelle Anträge zur Umsetzung abfallvermeidender Maßnahmen gestellt. Bis dato ist die Hälfte der angesprochenen Städte und Landkreise allerdings untätig geblieben. Lediglich 72 Städte und Landkreise haben erste effektive Maßnahmen ergriffen, damit Verwaltungen, öffentliche Veranstaltungen oder lokale Gastrobetriebe verpackungsärmer werden. Die Lösung des Abfallproblems liegt auf der Hand: Mehrweg statt Einweg. Das vermeidet Abfälle im öffentlichen Raum und reduziert den CO2-Fußabdruck. Allein durch die bundesweite Nutzung von Mehrwegbechern, -essensboxen und -geschirr ergäbe sich im Vergleich zu Einweggeschirr ein jährliches Einsparpotenzial von rund 800.000 Tonnen CO2.

In diesem Sinne fordert die Deutsche Umwelthilfe McDonald’s auf, seine Klage zurückzuziehen und wirksame Maßnahmen zur Abfallvermeidung vorzunehmen, um Umwelt und Natur zu schonen. Die Plastikpaten schließen sich dieser Forderung an.

Quellen:
www.change.org/p/mario-federico-vorstandsvorsitzender-von-mcdonald-s-deutschland-umdenkenmcd-mcdonald-s-muss-klage-gegen-verpackungssteuer-in-tübingen-zurückziehen?utm_source=share_petition&utm_medium=custom_url&recruited_by_id=535151ee-83e7-4a30-9ea5-c7fefcf80ce8


www.duh.de/index.php?id=7008&wc=NL

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